Mythos & Wahrheit

Batuo, Bodhidharma und die Entstehungsgeschichte des Shaolin-Klosters



Tief im Hao-shan-Gebirge, am Fuße des Song-shan, einem der fünf heiligen Berge Chinas, steht das berühmte Shaolin-Kloster. Von diesem Kloster in der Provinz Henan und den darin lebenden buddhistischen Mönchen erzählen viele Legenden und Geschichten. Geschichten, bei denen die Grenzen nicht selten zwischen Mythos und Wahrheit verwischen. Vor allem dann, wenn es um die Urväter der Shaolin-Mönche geht: Batuo und Bodhidharma. Zwei indische Mönche, mit denen die Geschichte von Shaolin begann.

Das Shaolin-Kloster ist in China sehr berühmt. Dies hängt ganz einfach damit zusammen, dass das Kloster zum einen als Ursprungsort des dort weit verbreitenden Chan-Buddhismus gilt. Zum anderen verdankt das Kloster seinen legendären Ruf aber auch dem dort entstandenen Shaolin-Kung Fu, wodurch es gleichzeitig als die "Wiege der Kampfkünste" betrachtet wird. Von daher wird es niemanden wundern, dass das Kloster in seiner nunmehr 1500-jährigen Geschichte immer wieder im Blickpunkt des öffentlichen Interesses stand, woran sich bekanntlich bis heute nichts geändert hat.
 


Ein buddhistisches Kloster im kleinen Wald

Den Chan-Buddhismus brachte den Überlieferung nach der indische Mönche Bodhidharma im 5. Jahrhundert n.Chr. nach China, genauer gesagt ins Shaolin-Kloster. Das Kloster wurde damit zum Ausgangspunkt für die Verbreitung in ganz China, aber auch für die Verbreitung des Zen(=Chan)-Buddhismus in Japan.
Das Shaolin-Kung Fu ist eine traditionelle Kampfkunst, die von den Mönchen entwickelt wurde. Der Begriff "Shaolin" ist zwei chinesischen Begriffen zusammengesetzt: Shao = klein und Lin = Wald. Im Chinesischen wird dem Wort "Shaolin" normalerweise noch die Endung "si" angeht. Dieses "si" weist eindeutig darauf hin, dass es sich hier um ein buddhistisches Kloster handelt.
Erbaut wurde das Shaolin-Kloster im Jahr 495 n.Chr. Damals bestand das Reich der Mitte aus einer Nord- und einer Süd-Dynastie. Im Norden regierte die nördliche Wie-Dynastie, deren Kaiser Xiaowen aus einer nationalen Minderheit (dem Volksstamm der Xianbei) stammte. Xiaowen war der 6. Herrscher aus seiner Familie und hatte das Ziel, ganz China wieder zu vereinigen.
 


Batuo - kaiserlicher Ratgeber

Als er dieses Ziel trotz großer Anstrengungen nicht erreichen konnte, machte er sich auf den Weg zu einem Mönch namens Batuo, um ihn um Rat zu bitten. Batuo, ein hochgeachteter buddhistischer Mönch aus Indien, lebte und predigte damals bei den Yungang-Grotten, die in der Nähe der damaligen Hauptstadt Datong liegen. Der Mönch sagte dem Kaiser, dass die Zeiten für sein Vorhaben zwar sehr günstig seien, allerdings müsse er, um dieses Ziel zu erreichen, vorher vor allem die Zuneigung der Menschen gewinnen. Schließlich hatte der Urgroßvater des Kaisers in der Vergangenheit viele buddhistische Tempel zerstört und den Menschen gleichzeitig die Ausübung ihres Glaubens verboten. Um diesen Fehler seines Urgroßvaters wieder gut zu machen, schlug Batuo dem Kaiser deshalb vor, viele neue Tempel zu bauen und den armen Leuten Ackerland zu schenken, damit sie sich und ihre Familien endlich wieder mit dem Nötigsten versorgen konnten.
Außerdem sagte Batuo, dass sich alle Xianbeis die moderne Technik der Han-Chinesisen (sie stellten damals die Bevölkerungsmehrheit) aneignen sollten. Darüber hinaus riet er dem Kaiser, dass  er die Heirat von Mitgliedern dieser beiden Volksstämme fördern sollte, damit sie schnell durch familäre Beziehung zu einem Volk zusammenwachsen sollten. Kaiser Xiaowen befolgte den Rat des Mönchs. Gleichzeitig verlegte er die Hauptstadt nach Luoyang.
 


Die Entstehung des Klosters

Nachdem der Kaiser sich durch Batuo so gut beraten fühlte, wollte er den Mönch immer als eine Art kaiserlichen Ratgeber an seiner Seite haben. Deshalb nahm Xiaowen den Mönch mit nach Luoyang, zumal es dort in der Nähe auch die Longmen-Grotten gab.
Doch am Kaiserhof fühlte sich Batuo nicht besonders wohl. Und so suchte er sich bald unweit der Kaiserstadt einen Ort frei von allen irdischen Einflüssen, sodass er in Ruhe meditieren konnte. Aus Dankbarkeit ließ Kaiser Xiaowen daraufhin an dieser Stelle für Batuo ein Kloster bauen. Jenes Kloster, das heute die ganze Welt als das berühmte Shaolin-Kloster kennt.
Als indischer Mönch verbreitete Batuo in Shaolin bereits auch die Lehren des Buddhismus. Allerdings stützte er sich dabei in erster Linien auf die Inhalte der Hinayana-Schule.  
 


Bodhidharmas lange Reise

Bodhidharma war ebenfalls ein buddhistischer Mönch aus Indien, dessen lange Reise genau wie bei Batuo im Shaolin-Kloster endete. Bodhidharma wird zum einen als der 28. Patriarch  der indischen buddhistischen Dhyana-Sekte verehrt, zum anderen kennt man ihn in China aber vor allem als Begründer des Chan-Buddhismus. Bevor er zum Kloster kam, führte ihn sein Weg zunächst nach Kanton und Jinling (jetzt Nanjing). Nach einem eher unerfreulichem Zusammentreffen mit  Kaiser Wudi (Liang-Dynastie) überquerte er den Yangtse-Fluss und ging nach Luoyang (Henan), die damals die Hauptstadt der nördlichen Wei-Dynastie war. In Luoyang begann er zunächst damit, die Mahayana-Lehren zu verkünden.
Doch irgendwann führte ihn sein Weg nach Shaolin (wahrscheinlich im Jahre 523 n.Chr.), wo er sich dann neun Jahre lang als Einsiedler ausschließlich der Meditation widmete.
Während dieser Zeit ging er jeden Tag in in die Berge des Hao-shan-Gebirges und versank dort in eine tiefe und lange Meditation. Die Meditation versetzte ihn schließlich dazu, die Grundsätze des Chan-Buddhismus zu formulieren, sodass das Shaolin Kloster seitdem als der Ursprungsort dieser Religion bekannt ist.
Außerdem soll Bodhidharma einigen Überlieferungen nach eine ganze Reihe von Körperübungen entwickelt haben, woraus das Shaolin-Kung Fu entstanden sein soll. Ob dies allerdings der Wahrheit entspricht, lässt sich leider nicht genau feststellen, sodass dies schon seit vielen Jahren ein Streitpunkt unter den Experten ist.
 

In dieser Höhle, genannt Damo Do, meditierte Bodhidharma neun Jahre lang


Privileg für wenige Ausgewählte

Unbestritten ist dagegen, dass Bodhidharma mit der Entwicklung des Chan-Buddhismus einen sehr wichtigen Grundstein für den späteren Ruhm des Shaolin-Klosters gelegt hat. Dazu kam natürlich der legendäre Ruf der Mönche als einzigartige Kampfkünstler, sodass beispielsweise in Yuan-Dynastie mehr als 2000 Mönche im Kloster gelebt haben sollen. Trotzdem blieb aber das Erlernen des Shaolin-Kung Fu immer ein Privileg für wenige Ausgewählte.
 


Kulturelles Erbe für die Nachwelt

Die große Bekanntheit des Kloster schützte es im Laufe seiner bisher 1500-jährigen Geschichte aber leider nicht vor verheerenden Ereignissen, sodass ein Teil der historischen Kunstwerke und Dokumente durch Kriege oder Brände zerstört wurden. Der größte Teil konnte jedoch auf wundersame Weise als kulturelles Erbe für die Nachwelt gerettet werden. So gibt es z.B. im Kloster unzählige Steelen (Steintafeln), an denen alte kalligraphische Inschriften zu sehen sind und die auf etwa 549 n.Chr. datiert werden.
Zum kulturellen Erbe des Klosters gehört natürlich auch der berühmte Pagodenwald    
und die Gedenkstätte im Bodhidharma-Palast, die in etwa im 10. Jahrhundert entstanden sein muss. Ebenso wie die berühmten Wandmalereien, die einerseits die Geschichte des Shaolin-Kung Fu dokumentieren, andererseits aber auch eindeutig belegen, dass das Kloster immer auch ein Hort aller Künste (in diesem Fall der Malerei) war und ist.




Der indische Mönch Bodhidharma (? - 532)

gilt als 28. Nachkomme des Buddha Shakyamuni. Geboren wurde er als dritter Sohn des Hindu-Königs Syandria, womit er den Status eines Prinzen hatte. Bodhidharma gab jedoch sein priviligiertes Leben auf, um sich als Mönch ganz dem Buddhismus zu widmen.
Das Leben Bodhidharmas bildete immer wieder die Basis für vielerlei Geschichten und Legenden, über deren Wahrheitsgehalt man sich sicher streiten kann. Fakt ist jedoch, dass diese Geschichten innerhalb des Chan-Buddhismus eine tiefe Bedeutung erlangt haben.
 

[Home] [Reiseangebote] [Reisehinweise] [Shaolin und Kultur] [Nonnen] [Teekunst] [Shaolin-Kloster] [Johannes] [Fotogalerie] [Wir über uns] [Kontakt] [AGB's]